Wie wichtig sind die sozialen Medien in der Politik? Zwei Abgeordnete des Landtags Schleswig-Holstein haben über ihren Umgang mit sozialen Netzwerken innerhalb ihres Berufs debattiert.

Wie viel Zeit verbringen Sie privat bzw. beruflich auf Sozialen Plattformen?

„Privat und Politik verschwimmen“, meint Aminata Touré, Abgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen. Sie verwendet nur einen Account und postet dort persönliches und berufliches. Der CDU Abgeordnete Tobias Loose hingegen verwendet zwei separate Accounts. Trotzdem stimmt er Touré zu. Drei bis vier Stunden täglich verbringt er auf sozialen Medien. Klar zwischen privat und beruflich ließe sich jedoch nicht trennen, da viele Freunde auch in der Politik arbeiten und auch nach Feierabend Politikdiskussionen geführt würden.

Sind Sie allein für Ihre Inhalte verantwortlich?

Bei Loose ist dies von der Plattform abhängig. Während er seinen Instagram Account selber bespielt, ist für seine Facebook Seite sein Wahlkreisbüro zuständig. Gibt es innerhalb der Partei Meinungsverschiedenheiten warnt er die entsprechende Person vor, bevor er auf sozialen Netzwerken widerspricht. Tourés Haltung ist eindeutig: „Ich lasse nie jemanden über meine Instagram Posts drüber schauen“.

Warum sollten Politiker Soziale Netzwerke nutzen, wenn es die Presse gibt?

Das Medienverhalten habe sich massiv verändert, argumentiert der CDU-Politiker: Zeitungen würden kaum noch gelesen, Leitmedien berichten nur auf Bundesebene. Über die Sozialen Medien könnten auch die Lokalpolitiker gesehen werden. Touré verschafft durch ihre Beiträge einen Überblick über ihre Arbeit: „Ich nutze Soziale Medien um Transparenz zu zeigen“. Sie möchte erreichen, dass Menschen Politik verstehen und nachvollziehen können. Auf ihrer Facebook Seite veröffentlicht sie daher unter anderem ihre Landtagsreden.

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Aminata Touré und Tobias Loose – Foto von Tim Eckert
Wie entscheiden Sie, welche Inhalte relevant sind?

Hier sind sich beide Politiker einig: Abwechslung ist entscheidend. Man müsse versuchen, nicht immer gleiche Aktivitäten zu teilen. Die Schwierigkeit bestehe darin, dass Fotos mit Personen sich sehr ähneln. Oftmals werde erst durch die Beschreibung ersichtlich, auf welcher Veranstaltung das Bild entstanden ist.

Handelt es sich bei Social Media Kanälen von Politikern noch um politische Willensbildung oder schlichtweg Selbstdarstellung?

Laut der Grünen Abgeordneten handle es sich um politische Willensbildung, solang die Beiträge innerhalb des Zuständigkeitsbereichs des Politikers blieben: „Zu Flucht und Migration äußert sich jeder. Das steht auch jedem zu, aber es trägt nicht zur Versachlichung bei“. Loose vertritt bei der Frage eine andere Position. Er ist der Ansicht: „Als Politiker ist Profilierung als Lebenserhaltung notwendig. Streit und Profilierung ist Teil der Demokratie, da es immer um Mehrheiten geht. Man wählt am Ende auch Personen“.